Ich: Es fühlt sich an als würde ich aus 3.000 m fallend ungebremst am Boden aufschlagen.
Kollege: Warum gerade 3.000 m?
I: 3.000 war die erste Zahl die mir einfiel. 3.000 ist eine runde Zahl, eine gewaltige und doch keine unglaubliche Zahl. Eine Zahl die jeder nachvollziehen kann. Aus 3.000 m springen Fallschirmspringer ab, 3.000 m sind viele Berge in den Alpen hoch und man ist eine Weile unterwegs bis man am Boden aufschlägt.
K: Wie...
I (K ins Wort fallend): Nein, sag jetzt nicht ich soll ausrechnen wie lange man da fliegt. Heute auch noch Physik wäre mir zu hoch. 9,81 m/s2 die Beschleunigung, dann hat man noch dazu aus einem Flugzeug springend eine Horizontalgeschwindigkeit und stürzt damit nicht gerade, sondern in einer Parabel, oder ist das gar eine Hyperbel? zu Boden...
K (mir ins Wort fallend): Genug! Ich seh schon, du warst die letzten vier Tage unter Literaten.
I (träumerisch): Ja, ich war zu Hause.
Über den Sonntag gibt es nicht viel zu erzählen, außer, dass ich mir im Bus einen Fahrschein kaufte den ich auf Grund meines Bahn-City-Tickets nicht benötigt hätte, und der Busfahrer so freundlich war wie ich noch selten einen Busfahrer erlebt habe. Wir sollten die Angestellten der Rheinbahn zur Schulung nach Leipzig schicken. Wenn ich nicht Angst hätte, dass die Rheinbahnfahrer den LVB-Fahrern ihre Unfreundlichkeit beibringen könnten, wäre das gar keine so schlechte Idee.
Sonst lief alles glatt. Der Trennungsschmerz von Leipzig hielt sich diesmal auch in Grenzen. Ich komme ja sicher bald wieder, sobald es wärmer wird.
Im Zug war ich froh diesmal nicht meine Kopfhörer vergessen zu haben. Die Gespräche mancher Menschen sind wirklich unerträglich und man kann sich dabei absolut nicht auf seine Arbeit konzentrieren.
Der Samstag begann entspannt. Ich hatte vor ein Symposium zum Thema "Was verboten ist, macht uns gerade scharf" - Persönlichkeitsrecht oder Freiheit der Kunst? zu besuchen, zum einen da mich das Thema selbst brennend interessierte zum anderen um den Massen die normalerweise am Wochenende die Buchmesse besuchen etwas zu entgehen. Das Symposium begann erst um 11 Uhr, also konnte ich ausschlafen und gut frühstücken.
Auf dem Weg mit dem Taxi zur Messe, war schon ersichtlich, dass heute nicht an einen normalen Messebesuch zu denken ist. Cosplayer soweit das Auge reichte.
Das Symposium war bis 15 Uhr anberaumt und es gab zu trinken und Kleinigkeiten zu essen, der Saal war ruhig und die Referenten Prof. Dr. Karl-Heinz Ladeur von der Universität Hamburg und Joseph von Westphalen hielten interessante und phasenweise sehr kurzweilige Vorträge. Das anschließende Podiumsgespräch mit den Referenten sowie Annett Gröschner, Antje Kunstmann, Ingo Schulz und Juli Zeh moderiert von Frauke Meyer-Gosau war ebenso recht spannend und informativ. Die Zeit verging jedenfalls wie im Fluge. Und als ich danach den Saal wieder verließ war ich von Millionen Cosplayern umzingelt.
Ich wollte dann trotzdem nochmal durch alle Hallen gehen. Sprach kurz mit dem Eigner vom Jungverlag blumen bar und lauschte einer Lesung von Franz Schuh.
Danach ab ins Hotel, kurz was gegessen (viel zu kurz), um wieder rechtzeitig in der Wächterstraße zu sein zur Lesung und Releaseparty im DLL. Viele junge Menschen waren da und mittendrin Herr Burkhard Spinnen und ich. Schön meinem Lieblingsjuror des Bachmannlesens einmal persönlich gegenüber zu stehen. Die Lesung mit den sechs jungen Autoren war jedenfalls sehr nett. Sasa Stanisics Beitrag hat mir Tränen aus den Augenwinkeln gedrückt, Tränen vor Lachen.
Interessant fand ich nach der Lesung den kurzen Dialog zweier junger Männer, der ging in etwa so:
A: "Wie hat dir denn die Lesung gefallen?"
B: "Och war ganz gut, bis auf die letzte Darbietung!"
A: "Also für mich war die letzte Darbietung der einzige Lichtblick. Wir sollten mal darüber reden."
Ich will hier keine Wertungen abgeben, ich fand sie alle auf ihre Art interessant und ich freue mich schon mehr von ihnen zu hören.
Die anschließende Release-Party war auch beeindruckend. Keiner jener die mit mir reden wollten, traute sich mit mir zu reden, und jene mit denen ich reden wollte, zeigten kein Interesse. Ich hab dann eben von mir aus mit den mir wichtigen gesprochen.
Die restliche meiner Zeit auf der Party hab ich den Mädls und Jungs beim Tanzen zugesehen. Was es da phasenweise zu sehen gab war fast ebenso interessant wie die Lesung. Gegen 1/2 1 oder 1 lies ich mich von meinem Taxichauffeur abholen und ins Hotel bringen.
Wir sehen uns sicher wieder liebe Leute des DLL.